brand eins 01/2020 (App)

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inkl. 7% USt.

Titel: Doch!

Schwerpunkt: Eigensinn

Hinweise

Sie können die digitale Ausgabe auf unserer Website und in der App lesen. Melden Sie sich dafür mit Ihren Zugangsdaten (E-Mail + Passwort) aus dem Kaufprozess an. Die brand eins App finden Sie kostenlos im Apple App Store, im Google Play Store und im Amazon Appstore. Sie ist nur für iOS und Android konzipiert! Zusätzlich können Sie die Formate PDF, epub und mobi erwerben.

Drei Beispiele aus dieser Ausgabe:

• Lady Gaga und Beth Ditto sind Fans der Avantgarde-Kleidung von Odély Teboul. Die Designerin macht vor, wie man in der Modewelt Erfolg haben kann, ohne sich anzupassen. So wurde sie zum Lieblingspunk der Haute Couture. Ruth Fulterer hat sie in ihrem Atelier in Berlin getroffen.
• Vor wenigen Jahren drohte der staatlichen Schule in der Gemeinde Wutöschingen die Schließung, heute ziehen Familien ihretwegen extra dorthin. Der Rektor Stefan Ruppaner hat Klassenzimmer und Klassenarbeiten abgeschafft – und setzt konsequent auf das Prinzip Eigenverantwortung. Unser Autor Harald Willenbrock hat für seine Reportage die Coole Schule besucht.  
• Das Internet hat uns eine Flut von Produkten, Informationen und Meinungen beschert. Und wirkt zugleich wie ein gigantischer Gleichmacher. Wie kommt es zu diesem Widerspruch? Diese Frage beantwortet Thomas Ramge in seiner Analyse mit dem Titel „Einfalt trotz Vielfalt“.

Erscheinungsdatum: 20. Dezember 2019
Umfang: 138 Seiten

 

Zum Inhalt dieses Heftes schreibt Chefredakteurin Gabriele Fischer:

Widerspruch ist sinnvoll

• Es ist der Albtraum vieler Eltern, und auch so mancher Chef hört das Wort nicht gern: „Doch“ ist Widerspruch pur, die kurz und knapp zum Ausdruck gebrachte Entscheidung, zu tun, was man selbst für richtig hält, auch wenn andere das nicht gut finden.

Stur wird das dann gern genannt. Wer sich nicht beirren lässt, gilt als schwierig, unbelehrbar, sozial schädlich – es sei denn, er hat Erfolg. In Aufsteigergeschichten wird aus der Sturheit schnell der eigene Kopf und aus der Unbelehrbarkeit bewundernswerte Konsequenz. Wer aus der Masse ausschert, ohne es zu etwas zu bringen, ist bestenfalls wunderlich.

Das könnte schmerzen, wäre der Eigensinn nur Attitüde und der Eigensinnige auf Applaus aus. Doch die Menschen, die wir für diese Ausgabe getroffen haben, sind vor allem eines: von ihrem Weg überzeugt und durch Widerstände nicht aufzuhalten.

Bei Thomas J. Dettling haben sie es versucht, immer wieder. Der für interne Weiterbildung zuständige Manager bei Siemens stritt für Offenheit, eine neue Kultur. Und war für veränderungsresistente Vorgesetzte eine Herausforderung. Im Konzern ist Eigensinn ein Störfaktor, auch wenn man sich offiziell Querdenker wünscht (S. 40).

Wer nach eigenen Regeln spielen will, bleibt besser sein eigener Chef. Und verhandelt mit sich selbst, wenn die Strecke abschüssig wird. Hanna Mittelstädt, die Verlegerin der Edition Nautilus, stand oft am Abgrund, ohne ernsthaft ans Aufgeben zu denken. Auch den Krimi „Tannöd“ verlegte sie 2006 entgegen gut gemeintem Rat. Daran fehlt es selten, wenn sich Menschen abseits der Hauptstraßen bewegen. Und mal ehrlich: Was würden Sie sagen, wenn sich Freunde allem Streaming zum Trotz für eine Videothek engagierten (S. 46)?

Die eigene Firma scheint eine gute Basis zu sein, den Eigensinn auszuleben. Doch ausgerechnet die moderne Gründerszene wirkt von außen erstaunlich angepasst. Überhaupt hat uns das Internet zwar eine Vielzahl an Möglichkeiten, aber auch eine erstaunliche Konformität gebracht. Woran das liegt? Thomas Ramge hat nach Antworten gesucht (S. 112, 106).

Wer dagegen einen alteingesessenen Familienbetrieb erbt, hat zwei Möglichkeiten: Er kann weiterführen, was die Vorfahren aufgebaut haben – oder aus vergleichsweise sicherer Position ausscheren. Hanspeter Wellendorff entschied sich für den zweiten Weg, der Goldschmiedemanufaktur seiner Vorgänger hat das gutgetan. Aber was ist, wenn die Nachkommen ähnlich eigensinnig sind (S. 72)?

Es ist schon so: Zwischen stur und genial verläuft ein schmaler Grat. Der Sprayer Banksy ist beides, was zu großer Kunst und einem kuriosen Geschäftsmodell geführt hat. Aber soll man solches Außenseitertum fördern? Kinder darin bestärken, den eigenen Weg zu gehen und sich nicht anzupassen? Die Psychologin Heidi Keller und der Schuldirektor Stefan Ruppaner haben dazu sehr unterschiedliche Ansichten (S. 116, 102, 88).

Nicht zu bestreiten ist, dass die Welt ärmer wäre, gäbe es die Eigensinnigen nicht. Sie mögen unbequem, bisweilen unerträglich sein, aber sie rütteln auf, stellen infrage, zweifeln. Und sind damit in einer Welt, die auf neue Ideen angewiesen ist, überlebenswichtig (S. 32).

Mit dem ihm zugeschriebenen Zitat „Und sie bewegt sich doch!“ wurde Galileo Galilei zu einem Vordenker der Aufklärung. „Doch!“ hat uns eigentlich sehr oft weitergebracht. –

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