brand eins 03/2021

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Titel: Von Selbstständigen lernen

Schwerpunkt: frei arbeiten

Drei Beispiele aus dieser Ausgabe:

• Zwei Millionen Sonderfälle – als solche betrachtet die Bundesregierung offenbar die wachsende Gruppe der Solo-Selbstständigen. Warum dem Staat das Verständnis für diese Erwerbsform fehlt und was sich verändern muss, bespricht Peter Laudenbach mit Alexander Kritikos vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung.

• Für viele Firmen waren sie bislang lediglich Lückenbüßer, die man bei Engpässen buchte: freie Mitarbeiter. Doch nun nutzen immer mehr Unternehmen Externe, um moderner, digitaler zu werden. Unterstützt durch Vermittlungsplattformen im Netz, können Freelancer ihre Konditionen ganz neu verhandeln. Frei und mächtig heißt deshalb der Report von Sarah Sommer.

• Ein Tagesvater, eine Autorin, ein Schlagzeuglehrer und eine Social-Media-Managerin. Sie alle haben Erfahrungen als Freiberufler. Rechnet sich die Selbstständigkeit? In ihrem Artikel Die Freiheit und ihr Preis wirft Mariam Misakian einen Blick in die Geldbeutel der vier.

Erscheinungsdatum: 26. Februar 2021
Umfang: 114 Seiten

 

Zum Inhalt dieses Heftes schreibt Chefredakteurin Gabriele Fischer:

Frei sein

Ich rede gern mit Selbstständigen. Selbst in diesen Zeiten, in denen viele von ihnen den Tiefpunkt sehen, schauen sie nach vorn. Die Kultur ist abgeschaltet? Ja, das ist übel, für alle von uns, und das ist auch Proteste wert. Aber gleichzeitig müssen sich die Kulturschaffenden überlegen, wie sie überleben – die Schauspielerin Dana Geissler zum Beispiel hat eine Firma für Video-Trainings gegründet, die Autorin Franziska Hauser gibt Sprachunterricht (S. 88, 84).

Honoriert wird solche Initiative nicht unbedingt. Die Künstlersozialkasse, die eine Art Grundsicherung für Künstler und Publizisten organisiert, hat Franziska Hauser erst einmal vor die Tür gesetzt: Sie übe eine nichtkünstlerische Arbeit nun mehr als geringfügig aus, damit seien die Voraussetzungen nicht mehr erfüllt (S. 84).

Vielleicht ist solche Eigeninitiative einer der Gründe dafür, dass Selbstständige bei der staatlichen Unterstützung gern übersehen werden. Andere sind lauter, haben stärkere Interessenvertretungen – und viele, die auf eigene Rechnung arbeiten, auch schlicht nicht die Zeit, sich darum zu kümmern. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen, stellt der Ökonom Alexander Kritikos klar, seien jedenfalls bis heute nicht auf diese Erwerbsform eingestellt (S. 36, 44).

Das ist angesichts von rund vier Millionen Selbstständigen mit und ohne Beschäftigte bitter genug, und es wird bedrohlich, wenn man bedenkt, dass sie in einer künftigen Ökonomie eine wichtige Rolle spielen werden. Denn Selbstständige sind eben nicht nur die aus der Sozialversicherung gedrängten Paketboten oder Uber-Fahrer: Es sind die IT-Spezialisten, die lieber frei als fest angestellt sind, die meisten Künstler, Berater, Händler, Gastronomen – kurz: viele von denen, die wir für eine prosperierende und lebendige Wissensgesellschaft brauchen.

Doch die Entscheidung für Freiheit auch bei der Erwerbsform ist dem Sozialstaat so suspekt wie vielen von denen, die er vertritt. Honorarärzte zum Beispiel, also Ärzte und Ärztinnen, die ohne Festanstellung im Krankenhaus aushelfen, dürfen dort inzwischen nicht mehr beschäftigt werden, auch weil sich die angestellten Kollegen nie mit ihnen solidarisierten. Und wer das Schulsystem nicht mehr aushält, hat mehr Unterstützung zu erwarten, wenn er in Frührente geht, als wenn er noch einmal etwas Neues anfangen will (S. 86, 80).

Zu hoffen bleibt, dass das Übergangsschmerzen sind. Nicht nur, weil sich gerade jetzt für Freiberufler ganz neue Chancen eröffnen. Selbstständige, so belegt die Forschung, sind auch glücklicher, weniger überlastet, 60 Prozent von ihnen würden weiterarbeiten, auch wenn es -finanziell nicht mehr nötig sein sollte (S. 50, 68).

So manche, die zurzeit ins Home Office verbannt sind (und keine Kinder haben), können das nachfühlen, die Frage ist, ob sie auch nach dem Lockdown um den gewonnenen Freiraum kämpfen. Selbstständigkeit ist auch eine Geisteshaltung. 

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