brand eins 01/2003

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Titel: Das Neue

Schwerpunkt: Das Neue

Zum Inhalt dieses Heftes schreibt Chefredakteurin Gabriele Fischer in ihrem Editorial:

Der gute Virus

• Ich erinnere mich gut an meine erste Begegnung mit der E-Mail. Okay, dachte ich mir, was Telefon und Fax schon können, geht jetzt auch direkt per Computer. Kein Gedanke an eine Revolution. Kein Gedanke daran, dass die scheinbare Variation völlig neue Dimensionen der Kommunikation eröffnet. Das Neue. Den einen macht es Angst, den anderen Freude. Und oft wird es erst einmal übersehen. Es gehöre viel Sachverstand dazu, wirklich Neues zu beurteilen, sagt Klaus Fischer, Professor in Trier und seit Jahren den Quellen des Neuen auf der Spur. „Wahrscheinlich erkennen Erfinder am besten andere Erfinder“ (S. 70). Das klingt plausibel – wenn auch einigermaßen entmutigend in einem Land, in dem Erfindergeist nicht unbedingt zur Spitzenposition qualifiziert. Doch mit dem wirklich Neuen ist es wie mit einem intelligenten Virus: Es passt sich an. Und breitet sich aus, auch wenn es nicht wirklich willkommen ist. Auf diese Tugend setzt beispielsweise Hernando de Soto, Ökonom aus Peru und nicht nur für seine Professorenkollegen eine Herausforderung. De Soto forscht dort, wo nach seiner Meinung Wirtschaft entsteht: im Slum, auf der Straße, in den vitalen Unternehmungen der Schattenwirtschaft. Seine daraus abgeleitete Theorie ist nicht immer schlüssig, und doch so radikal neu, dass sie im Kopf bleibt und zum Weiterdenken reizt. Inkubationszeit: zehn Minuten (S. 78). Schneller wirkt, zumindest bei Technikfreunden, was die Elektronik-Industrie in immer schnellerem Turnus zu Markte trägt. Handys mit Fotoapparat, Computer mit Handy, MP3-Player, mit denen man sprechen kann. Ist das innovativ? Antworten der wichtigsten Produktentwickler: S. 62. Unbestritten eine Innovation war vor gut 15 Jahren der kleine gelbe Klebezettel, Post-it genannt. 3M hat ihn erfunden, eher zufällig, auch wenn Erfindergeist bei 3M kein Zufall ist: Dem Neuen wird im Konzern auf immer neuen Wegen Raum geschaffen. Beispielsweise durch die Bereitschaft, freie Erfinder mit dem Know-how des Konzerns zu unterstützen (S. 72). Der Markt schätzt das Neue, deshalb hat es größere Überlebenschancen in der Wirtschart als in Gesellschaft und Politik. Ohne gute Gründe bleibt der Mensch offenbar lieber stehen, was zum Teil Evolution ist, zum Teil schlechte Gewohnheit (S. 90). Nahezu innovationsresistent sind zum Beispiel Schulen. Es sei denn, sie werden von einem infiziert, der – wie seine Schüler – nichts mehr zu verlieren hat (S. 56). Das gleiche Muster gilt übrigens auch für die Politik (S. 42). Wobei die gute Nachricht ist, dass im unübersichtlichen Politikbetrieb der Virus des Neuen zwar sehr lange schläft, aber andererseits auch nicht umzubringen ist. Wenn aber das Neue doch letzten Endes gewinnt, könnten wir es dann nicht einfach zu unserem Verbündeten machen? Nur so eine Idee.

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