brand eins 05/2003

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Titel: Was passiert, während nichts passiert: Neue Wege, Neue Werte

Schwerpunkt: Werte

Zum Inhalt dieses Heftes schreibt Chefredakteurin Gabriele Fischer in ihrem Editorial:

Sparen, egal was es kostet

• Er war eigentlich ganz schön, dieser kurze Sommer der Anarchie, als die Deutschen begannen, ihr Leben zu genießen, und Kulturpessimisten bereits den sich ausbreitenden Hedonismus beklagten. Sicher, es gab einige Auswüchse, die Leute waren noch nicht wirklich geübt. Aber nachdem sie die Aufbauzeit überstanden und die Kritik der 68er verkraftet hatten, gingen sie das Projekt Lebensfreude doch recht engagiert an und fühlten sich zeitweise nahe am südländischen Laisser-faire. Alles vorbei. Kaum knirscht die Konjunktur, fällt das Volk in seine alten Gewohnheiten zurück. Um jede Mark wird gefeilscht, jede Chance zum Herunterhandeln ergriffen. Schnäppchenjagd ist viel anstrengender als Bummeln? Na und. Mit Geiz wird Kaufen zur Schwerstarbeit? Soll sein. Der ständige Preisvergleich kostet Lebenszeit? So ist das nun mal, wenn man was erreichen will. Das könnte man einfach nur bedauern. Doch mit dem neuen Volkssport Geiz geht mehr verloren als die Lust am Konsum. In der täglichen Erfahrung, dass jeder Preis zu unterbieten ist, verliert sich langsam jedes Gefühl für Wert. Beim Computer ist das bereits gelernt: Wer einen kauft, fühlt sich schon beim Bezahlen betrogen. Und es drängt sich die Frage auf, ob das flaue Konsumklima wirklich der Angst vor der Zukunft oder nicht vielmehr der Angst vor dem Fehlkauf zu danken ist (S. 44)? Gegen diese Paranoia hilft dem Händler wenig – und eines ganz sicher nicht: die Preise weiter zu reduzieren (S. 56). Interessanter könnte es sein, den Wert hinter dem Preis zu suchen. Womit sich eine ganze Menge neuer Fragen stellen. Warum zum Beispiel kostet ein Markenfahrrad die Summe X und beim Supermarkt kaum die Hälfte – obwohl beide vom selben Produzenten stammen (S. 72)? Wie entsteht überhaupt ein Preis, der dann so wahllos herunter geschraubt wird (S. 52)? Wieso steht das Monopol im Verruf, hohe Preise zu diktieren – wo doch der liberalisierte Strommarkt kaum niedrigere Preise gebracht hat (S. 78)? Was kostet eine Marke (S. 64), was die Welt (S. 62), was definiert den Preis von Architektur (S. 84)? Und warum hat es das staatliche Theater nie geschafft, einen marktgerechten Preis für seine Leistung zu erzielen und hängt bis heute am Tropf der Subvention (S. 96)? Am einfachsten ist noch die Frage zu beantworten, warum in schlechten Zeiten der Goldmarkt boomt – obwohl kaum ein anderes Phänomen so deutlich zeigt, dass Wert wie Preis immer auch eine Frage der Vereinbarung sind: Dass das weiche Metall als geldwert taugt, hat die Menschheit einfach irgendwann beschlossen (S. 90). Zurzeit scheint die Deutschen die Vereinbarung zu einen, der größte Billigheimer zu werden. Aber was ist das wert?

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