brand eins 05/2005

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Titel: Wie lernt man Veränderung?

Schwerpunkt: Lernen

Zum Inhalt dieses Heftes schreibt Chefredakteurin Gabriele Fischer in ihrem Editorial:

Gut gemacht, setzen.

• Als Wahlkampf-Torpedo hat sie versagt. Und doch hätte Franz Müntefering für seine Heuschrecken-Rede eine Würdigung verdient: den Marketingpreis der deutschen Private-Equity-Branche, ach was, der deutschen Wirtschaft. Denn seit er die Debatte um den Kapitalismus und seine üblen Folgen in Gang gebracht hat, ist Wirtschaft zum Thema für Titelseiten und beste Sendezeiten geworden. Wie sonst hätte es die ausführliche Geschichte der Rettung von Wincor Nixdorf durch Private Equity in die Tagesthemen gebracht? Wer interessierte sich für das Schicksal von Sirona, jener Siemens-Tochter, die einst gegen den entschiedenen Widerstand der Mitarbeiter verkauft wurde und heute nahezu die doppelte Zahl an Arbeitsplätzen bietet? Und warum sonst hätte der " Stern" auf einen Heuschrecken-Titel setzen, sollen, der unter anderem klar macht, dass wir alle als Konsumenten und Kapitalgeber Heuschrecken sind? Den Preis hätte der SPD-Parteivorsitzende aber nicht nur für das Lostreten der überfälligen Debatte verdient – er hat, ganz Medienprofi, auch für den notwendigen Schuss Emotion gesorgt. Und Emotion, so weiß die Gehirnforschung heute, ist jene Zutat, die der Mensch zur Aufnahme von Wissen braucht: Was ihn nicht ärgert, freut oder berührt, wandert im Eiltempo in den Gehirnmülleimer. Zu lernen gibt es viel in dieser Zeit. Unternehmen müssen sich wie die Siemens Medical Solutions auf ganz neue Herausforderungen einstellen (S. 64). Kommunen stellt sich vergleichsweise unerwartet die Frage nach der Effizienz (S. 106). Schaffner sollen Zugbegleiter sein und um jeden Kunden werben (S. 70). Und kleine Expertenfirmen wie Coremedia müssen sich überlegen, wie sie im Geschäft mit den ganz Großen nicht untergehen (S. 86). Vor allem aber muss jeder Einzelne lernen, dass er für sein Leben die Verantwortung trägt und dass er sie an niemanden delegieren kann. Das ist ein Schock. Das macht auch wütend, doch an der Erkenntnis kommt keiner vorbei (S. 54). Die Schüler an der Berliner Jüdenstraße haben das begriffen. Auch wenn ihnen im Leben bisher viel danebengegangen ist: Nun, mit 20, 30, 40 Jahren wollen sie es noch einmal wissen – und holen in mühseliger Anstrengung den Hauptschulabschluss nach (S. 80). Und vielleicht werden die, die das schaffen, danach irgendwann eine der wenigen erfolgreichen Ich-AGs gründen. Denn die wichtigste Voraussetzung dafür bringen sie mit: die Bereitschaft, sich zu quälen. Und die Einsicht, dass Widerstände keine Stoppschilder sind (S. 90). Dieter Vornhagen hat es auf diesem Gebiet zur Meisterschaft gebracht. Seit er vor drei Jahren Millionen von Quadratmetern kaufte, um bei Neuhardenberg einen privaten Flughafen aufzubauen, hat der Stoppschild-Slalom kein Ende genommen. Die gute Nachricht: Er ist schlauer. Oder eben einfach: ein Unternehmer (S. 74). Denn auch das hat die Heuschrecken-Debatte gebracht: den differenzierteren Blick auf die, die in der Wirtschaft tätig sind. Dass es üble Vertreter gibt, wurde von der Mehrheit nie bezweifelt. Nun darf gelernt werden, dass es auch die guten Kapitalisten gibt. Und dass jeder Einzelne mit entscheidet, wer die Oberhand gewinnt.

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