brand eins 08/2009

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Titel: Auf ins Blaue

Schwerpunkt: Große Träume

Zum Inhalt dieses Heftes schreibt Chefredakteurin Gabriele Fischer in ihrem Editorial: Solide Träume

• Träumer. Das war zu meinen Kinderzeiten ein Schimpfwort und ist bis heute wohl kein Kompliment geworden. Träumen darf, wer verliebt ist, Urlaub hat oder schläft. Im wirklichen Leben, erst recht in der Wirtschaft, hat man hellwach zu sein, stets aufmerksam, rational planend. Was eigentlich ein Albtraum ist. Nur mal angenommen, keiner träumte mehr und alle blieben immer nur brav auf dem Teppich – wo wir dann wären, steht noch nicht einmal in Büchern über das Mittelalter. Und doch hat es der Träumer, gern auch Spinner, Visionär oder Fantast genannt, bis heute mit der gesellschaftlichen Anerkennung schwer. Gerade in diesen Zeiten sind Sachverstand und höchste Konzentration gefragt. Wer träumt, ist draußen. Oder macht sich lächerlich. Nun ist es schon so, dass mancher Traum, sagen wir, ungewohnt erscheint. Der Traum zum Beispiel, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen, weil man sich einfrieren lässt. Kryoniker sind überzeugt, dass ihnen diese noch nicht endgültig ausgereifte Technik in ferner Zukunft ein zweites Leben erlaubt. Darauf vertrauen sie mehr als auf die Heilsversprechen irgendeiner Religion (S. 44). Die Gemeinschaft von Damanhur, eine der größten Kommunen der Welt, ist dagegen durchaus bereit zu glauben. Mit Tier- und Pflanzennamen versehen, leben etwa 600 Menschen über bunt bemalten Höhlen im idyllischen Piemont ihren Traum vom besseren Leben und einer anderen, menschenfreundlichen Ökonomie (S. 126). Und auch wenn die Sitten und Gebräuche dort einigermaßen befremdlich sind: Mit dem Traum von einem anderen Wirtschaftssystem liegen die Jünger im Trend. Seit die Konkurrenz, der Kommunismus, selbst in China nur noch im Namen der alles bestimmenden Partei existiert (S. 62), hat der Kapitalismus als Monopolist einen schweren Stand. Lässt er sich zähmen? In eine wirklich soziale Marktwirtschaft überführen? Oder ist das auch wieder nur ein Traum (S. 56)? Zugegeben, so manches, was sich Menschen ausdenken, macht es dem Realisten nicht leicht. Und doch haben die Träumer weit mehr Argumente für als gegen sich. Sie machen das Leben bunt, sorgen für Fortschritt und liefern schöne Geschichten. Etwa die vom Vier-Sterne-Seehotel, leider noch ohne See (S. 30). Vom Möbelhändler, den irgendwann die Idee packt, Kassenzettel müssten kleben (S. 38). Von zwei Erfindern, die mit Kohle aus Biomüll die Energieversorgung revolutionieren wollen (S. 76). Oder der Traum von den blühenden Landschaften im Osten, den der Unternehmer Hans B. Bauerfeind einfach mal ernst genommen hat (S. 116). Wer sich darauf einlässt, Zukunft nicht nur zu erleiden, sondern vorauszudenken, der wird selbst einen Traum wie den vom Hightech-Land Ruanda nicht als reine Spinnerei abtun (S. 92). Der wird sich, wie Wolf Lotter, darüber ärgern, dass nach dem erfüllten Traum von der Mondlandung erst mal Traumpause angesagt war (S. 52). Und vielleicht beginnt er, wie Peter Felixberger, sein eigenes Zukunftsbild zu entwerfen: Deutschland 2060. Wie das sein wird, kann niemand sagen. Wie es sein könnte, schon (S. 134). Es macht Spaß zu träumen. Wenn man verliebt ist, Urlaub hat oder schläft. Vor allem aber, wenn man hellwach ist und darüber sinniert, was man sich wünscht. Wer es dann nicht beim Wünschen belässt, darf sich stolz Träumer nennen.

Gabriele Fischer Chefredakteurin

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