brand eins 08/2013

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Titel: Das recht, in Ruhe gelassen zu werden

Schwerpunkt: Privat

Zum Inhalt dieses Heftes schreibt Gabriele Fischer in ihrem Editorial:

Ruhe.

• Die Sommerausgabe ist für uns immer ein kleiner Schritt zur Seite und das Thema längerfristig geplant. Auf "Privat" hatten wir uns deshalb schon geeinigt, als Edward Snowden noch ein Unbekannter war. Wie sieht in Zeiten von Facebook, Twitter und der überall spürbaren Lust an Entblößung Rückzug aus? Was ist eigentlich Privatsphäre? Lässt sie sich heute noch schützen, und wenn ja, wie? Das waren die Fragen, die uns umtrieben, als "Prism" noch keinen erschreckte. Auch wenn uns die Dimension mehr überrascht hat als die Tatsache (siehe brand eins 02/1999, Wirtschaftsspionage – "Haben Sie heute schon telefoniert?")*: Selbstverständlich wirkten sich die Enthüllungen auf unser Thema aus. Die ursprünglichen Fragen blieben – aber es kamen neue dazu. Da traf es sich gut, dass unser US-Korrespondent Steffan Heuer gerade das Buch "Mich kriegt ihr nicht! – Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung" vorgelegt hatte und aus dem Vollen schöpfen konnte (S.28). Und Wolf Lotter unterbrach gern seinen Elternurlaub, um aus der jahrzehntelangen Erfahrung mit Verdacht, Gerücht und Wirklichkeit zu erzählen (S.22). So manches länger geplante Thema bekam neue Brisanz. So wäre die Abrechnung von Ilko-Sascha Kowalczuk mit der Stasi auch vor Prism aufregend gewesen – danach allerdings stellt sein Fazit, dass die Stasi nicht annähernd so gefährlich war wie ihre Dämonisierung, auch Fragen zur aktuellen Situation (S.64). Dass Barzahlung die Privatsphäre schützt, wollten wir schon zuvor thematisieren: Seit wir jedoch nicht mehr nur ahnen, sondern wissen, dass jeder unter Beobachtung steht, kommt einem die Abschaffung des Bargeldes in Schweden nicht mehr nur praktisch vor (S.86). Und wenn der Psychologe David Canter erklärt, welche Systematik in jedem Verbrechen steckt und was sie über den Täter offenbart, kommt man nicht umhin, die Systematik der NSA-Datenanalyse als Verfeinerung, nicht aber als Novität zu sehen (S.50).Über die Frage der Bewertung und Einordnung von Prism wurde auch bei brandeins heftig gerungen. Schön ist das nicht, so weit waren wir uns einig. Und auch darüber, dass die Technik nun einmal da und schwerlich wieder aus der Welt zu schaffen ist. Wie aber geht man damit um? Helfen Gesetze, hilft Gegenspionage, ziviler Widerstand oder doch nur die digitale Abstinenz? Zwei unterschiedliche Positionen vertreten die Rechtswissenschaftlerin Marion Albers und der Mathematiker Johannes Buchmann (S.122, 34). In der Redaktion gibt es noch ein paar Standpunkte mehr. Nur in einem sind sich alle einig: In Panik lassen wir uns nicht versetzen. Und das Private geben wir nicht her. Selbst Blogger ziehen sich nicht völlig aus und wahren ihren Ort des Rückzugs (S.44). Einer, der auf der Hallig wohnt, kämpft darum an jedem Tag (S.132). Allerdings ist zunehmend die Frage, wo das Private heutzutage beginnt: So leicht lassen sich Arbeit und Freizeit nicht mehr trennen (S.90). Und wenn einer im Gefängnis Unternehmer lernt – ist das Berufsausbildung oder Spaß (S. 102)? Vielleicht ist das aber auch gar nicht wichtig. Vielleicht ist nur wichtig, seinen Ort zu finden, an dem man in Ruhe gelassen wird. Der kann im Büro sein, im Netz, im klitzekleinen Häuschen auf der grünen Wiese, selbst in der Diskothek. Privat ist privat und geht keinen was an. Das ist das Schöne daran.

Gabriele Fischer Chefredakteurin

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