brand eins 12/2010

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Titel: Unberechenbar!

Schwerpunkt: Familie

Zum Inhalt dieses Heftes schreibt Chefredakteurin Gabriele Fischer in ihrem Editorial: Zwei Planeten

• Es gibt kaum ein Thema, bei dem man sich so leicht in die Nesseln setzen kann wie beim Thema Familie. Vielleicht klingen Unternehmer und Manager deshalb immer häufiger wie Politiker, wenn sie die Familienfreundlichkeit ihrer Firmen beschwören. Vielleicht denken sie auch einfach nur an die Zukunft. Jedenfalls ist die Familie längst zum Wirtschaftsthema geworden. Zu einem von gehöriger Brisanz. Das gilt nicht, solange es nur darum geht, Produkte für Vater, Mutter, Kind und zunehmend auch für die Großeltern zu entwickeln. Die Sorge um die Liebsten treibt einen eigenen Markt (S. 110). Und jeder Versuch, Mütter besser ins Arbeitsleben zu integrieren, sorgt nebenbei für neue Bedürfnisse – etwa nach bezahlbarer und dennoch gesunder Nahrung in Ganztagsschulen und Kindertagesstätten (S. 104), nach Hilfsangeboten für den täglichen Kampf, Arbeit und Familie gerecht zu werden (S. 128), oder nach einem Hort, der ausgleicht, was bei der ständigen Überforderung auf der Strecke bleibt (S. 98). Denn – und da beginnt der brisante Teil: Allen Beschwörungsformeln zum Trotz, sind Arbeit und Familie noch immer zwei ferne Planeten. Auf dem einen dreht sich alles darum, Prozesse effizient, plan- und berechenbar zu gestalten. Auf dem anderen bringt jeder Schnupfenvirus durcheinander, was wie ein perfekter Plan aussah. Berechenbar sind Kinder nie, wie jeder weiß, der den schwierigen Spagat zwischen den beiden Planeten versucht (S. 56). Das wird nicht besser dadurch, dass sich der Staat nicht eben rational verhält, sobald es um Familie geht (S. 92, 116). Dass sie zu schützen ist und Unterstützung braucht, mag noch Allgemeingut sein – beim Wie allerdings verstricken sich Politiker in eine ganz eigene Form der Unberechenbarkeit. Was welche Maßnahme bringt, ist so ungewiss wie die Antwort auf die Frage, was sich der Staat die Familienförderung eigentlich kosten lässt. Gewiss ist, parteiübergreifend, nur: Familie muss sein. Und wenn die Eltern arbeiten wollen, muss der Arbeitgeber ran. Der hat daran durchaus Interesse, denn die zunehmend hoch qualifizierten Mütter sollen dem Arbeitsmarkt nicht verloren gehen. Doch vom Interesse bis zur für alle tragbaren Lösung ist es ein holpriger Weg, wie Gudrun Müller weiß, die beim Frankfurter Flughafen für Familienangelegenheiten zuständig ist (S. 80). Dabei lernt sie nicht nur, dass Führungskräfte über Familienfreundlichkeit lieber reden, als für sich selbst daraus Konsequenzen zu ziehen. Sie erfährt auch, dass Kinder nur ein Teil des Problems sind: Immer häufiger schlägt die Sorge um die hilfsbedürftigen Eltern auf die Arbeitsprozesse durch. Auf diesen Dreifronten-Kampf aber ist kaum einer der Beteiligten eingestellt. Familie ist Zukunft? Oft bedeutet sie auch fürsorglichen Umgang mit der Vergangenheit. Dafür Lösungen zu finden wird eine der Herausforderungen sein. Im amerikanischen Hope Meadows hat man eine mögliche Antwort gefunden (S. 120). Doch mit der Auslagerung des Problems ist es nicht getan. Wer Familie und Arbeit versöhnen will, muss sich eingestehen, dass beide Systeme zunächst einmal nicht zueinander passen. Dann erst wird der Blick frei für eine neue Sicht auf Familie (S. 52) und für den Abschied von der alten Form der Arbeitsorganisation (S. 66). Das aber muss gelingen, nicht nur, weil die Ökonomie die Familie braucht. Die Menschen brauchen sie. Als ihren Hort und ihren Sehnsuchtsort (S. 84).

Gabriele Fischer Chefredakteurin

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